3 / 4 Von Hoian nach Hue und weiter nach Phong Nha

Liebe(r) Lesende(r)

Natur pur

Die Reise geht weiter und wir überqueren einen Pass, der Mentalität sowie Klima in Vietnam spaltet. Dass man auch ohne dem toten Meer auf der Oberfläche schweben kann, wirst du spätestens in diesem Kapitel lernen. Viel Spass beim Lesen.  

Tag 10 – Der Wolkenpass

Hallo zusammen. Bevor ich loslege mit meiner Erzählung, möchte ich noch klarstellen, dass es gestern mit dem Restaurant Morning Glory dann doch nicht geklappt hat. Schon als wir reinkamen war eine riesige Hektik und alle Angestellten kommunizierten per Walky-Talky miteinander. Statt wie bestätigt 2 Plätze auf dem oberen Stock – outside, hatten sie uns 2 Plätze inside reserviert. Wir bemängelten dies und sie meinten, wir sollen schon mal drin Platz nehmen, wir könnten dann raus, sobald es frei würde. In der Sauna abgesessen beobachteten wir jedoch, dass die Speisen der draussen sitzenden Gäste erst am Kommen waren, was uns dazu bewog, das Restaurant zu verlassen. Gleich daneben sind wir dann ins Bip1919 essen gegangen. Hammer! Bedienung sowie Essen super! 


Am nächsten Morgen wurden wir pünktlich um 08.30 Uhr abgeholt. Davor hatte ich noch ein Gespräch mit „unserer“ Thu, ob sie vorhätten, das BnB zu vergrössern oder ein Zweites zu eröffnen. Sie erzählte, dass sie tatsächlich mal vor hatten, mehr Zimmer zu bauen, aber in den letzten Jahren die Anzahl Besucher eher abnahm, weil die Gäste grössere Hotel aufsuchen und vielmehr Party mit dabei haben wollen. In der Tat konnten wir sehr viele Gebäude sehen, welche entlang am Meer gebaut werden. Riesige Komplexe und wohl sehr luxuriös. Es scheint also ein Sterben der kleineren BnB’s zu geben, was ich sehr bedauere, denn so persönlich wie’s hier war, kann es in einem „Bunker“ wohl nicht sein. 
Wir verabschiedeten uns von Thu und ihrem Team. Ich wusste nicht genau, wie man sich hier verabschiedet… gibt man Küsschen oder nicht? Ich fragte sie daher direkt und sie lief nur rot an, gab mir lachend eine „halbe“ Umarmung und meinte dann, dass mein 1-Tagesbart sie pieksen würde. Also muss ich daraus interpretieren, dass hier Küsschen geben nicht „erlaubt“ ist 🙂
Unsere „zugemummten“ Fahrer haben unser Gepäck hinter ihren Töff’s vermutlich Jahrgang 1970 angemacht. Orlando hatte immerhin noch Turnschuhe an, während ich mich für FlipFlop entschied, in kurzen Hosen und T-Shirt, als hätte ich unsere gut 80 km-Fahrt mit einer 5-Minütigen Strand-Promenade verwechselt. Dafür habe ich mich aber reichlich mit Sonnencrème eingecremt – Faktor 50 wohl verstanden. Thu meinte zwar, ich solle doch Socken anziehen. Ich finde das soooo schrecklich! Das sind so extra-Socken, welche eine Einbuchtung/Naht nach dem grossen Zehen haben und dafür gemacht sind, mit diesen in Flip-Flop zu schlüpfen. Nein Danke, dann lieber reibe ich mir den Fuss mit Schutzfaktor 50 ein, als in eine solche Socke zu schlüpfen :-).   

Fahrt über den Wolkenpass

Nach ca. 30 Minuten hielten wir bei den Marble Mountains an für eine kurze Besichtigung. Die Driver liessen uns alleine hoch gehen. Bestimmt 300 Treppen, bis man oben ankommt, und dies bei 38 Grad eine echte Tortur. Es kam aber noch schlimmer: Kaum 25 Treppen hoch gestiegen, rief ein Mann und sagte irgendetwas auf vietnamesisch. Verstanden haben wir nichts, aber die Gasflasche in seiner Hand liess vermuten, dass er Hilfe brauchte. Mein Engelchen auf meiner linken Schulter flüsterte mir natürlich wieder mal ins Gewissen, sodass ich ihm entgegen lief und die ca. 1 Meter grosse Gasflasche an einem Ende hielt. Der Mann übergab mir die Flasche und stieg wie ein junges Reh die Treppen hoch. Ich war ehrlich gesagt geschockt! Jetzt lässt er mich diese bestimmt 25 Kilo schwere Flasche selber tragen? Die Auseinandersetzung zwischen mir und Karl (habe mein Engel soeben getauft) brachte nichts, also stieg ich Treppe um Treppe hoch, mit einer Gasflasche in den Armen! Zum Glück war nach ca. 80 Treppen eine Zwischenebene – denn die Gasflasche musste nur bist dort hin. Ich war natürlich schon BACHNASS!!! Muss noch erwähnen, dass oben angekommen, wir bemerkt haben, dass es einen Lift gehabt hätte! Wieso um Himmelswillen bringt der Mann *%*!%& (könnt euch vorstellen, was ich jetzt so grad denke…). Na ja. Immerhin war die Flasche rosarot, eine meiner Lieblingsfarben.

Gasflasche Tragen!

Irgendwann sind wir zuoberst angekommen und bewunderten die Aussicht – von hier aus sah man bereits wieder auf Da Nang. Auf dem Berg oben hat es eine grosse Grotte. War recht imposant und schon nur wegen der Kühle empfehlenswert. Also ein Stopp lohnt sich hier, wären nur nicht all die Shops unten beim Eingang, welche dir Steinfiguren verkaufen wollen. Nach gut 50 Minuten liefen wir wieder runter, was einiges schwerer war als Aufwärtslaufen – die Tritte sind nämlich relativ schmal, sodass ein Fuss von Grösse 43 nicht gut Platz hat. Aus dem Grund muss man das Runterlaufen diagonal ausführen. 


Wir fuhren die Reise fort, via Da Nang. Bei der Durchfahrt entdeckten wir doch tatsächlich schöne Strände. Hätten wir das gewusst, hätten wir sie bestimmt vor ein paar Tagen, als wir noch in Da Nang waren, aufgesucht. Nach gut 30 Minuten Fahrt begann der Aufstieg auf den Wolkenpass, welcher 500 Meter über Meer liegt. Man sagt auch, dass dieser Berg grundsätzlich den Süden und den Norden trenne und auch das Klima entsprechend sich verändere. Wir hielten bei einem Kaffee an und tranken was Kleines und bestaunten die schöne Aussicht auf eine immense Bucht, während ein junger Hund sich an Orlando’s Schuhbändeln zu schaffen machten. Ich musste dann noch kurz auf die Toilette – ich würde sie mal openair-WC nennen. Eine Karton-Türe erlaubte mir also den Eingang zur Toilette, welche lediglich aus einer Schüssel bestand, dessen Inhalt hinten irgendwo auf den Fels plätschern lassen würde. Die Wände waren grad so ca. 1 Meter hoch. Pinkeln mit Bucht-View also, was will man noch mehr? 
Wir fuhren weiter. Oben angekommen durften wir dann noch etwas Rumlaufen – war aber ehrlich gesagt gar nicht spektakulär, sodass wir bereits die Weiterfahrt abwärts begannen. Das Überqueren des Wolkenpasses hat also ca. 40 Minuten in Anspruch genommen, und ich wüsste nicht, ob ich ein weiteres Mal diese Tour mit dem Zug machen würde, welcher immer schön entlang dem Meer fährt und schon fast die schönste View bieten würde. 

Aussicht auf vietnamesische Bucht


Unten angekommen haben wir eine Schweine-Dusche entdeckt. Das ist kein Witz! Ein Transportwagen mit bestimmt 80 Schweinen, in 3 Lagen verteilt (alle hatten Steh-Plätze), fuhr in eine „Dusche“ rein, wo die Schweine Abkühlung erhielten. Den Transport fand ich gar nicht schön, aber war doch imponiert, dass man den armen Schweinchen, welche vermutlich auf dem Weg ins Schlachthaus waren, eine Abkühlung gönnte… 
Fürs Mittagessen hielten wir an einem Strand-Restaurant an. War ganz ok und wir genossen den Ausblick aufs Meer. Die Reise dauerte von da noch ca. 1.5 Stunden, bis wir in Hue angekommen sind. Beim Reinfahren in die Stadt bemerkte ich schmale, aber verhältnismässig tiefe Häuser (würde sagen, ca. 6 Meter breit und 20 Meter tief). Mich irritierte deren Anreihung, denn dann steht 1 Haus, dann gut 15 Meter Abstand, dann das nächste Haus. Von der Front betrachtet sah die zackenförmige Kulisse einem Zahnrad ähnlich. Ich bekam Lust, Tetris zu spielen. 
Also von Abkühlung war nördlich vom Wolkenpass nichts zu spüren, im Gegenteil, in dieser Stadt fühlte es sich noch heisser an als in Hoian! Wir hatten ein bestimmtes Hotel vor, welches ein schönes Pool hatte. Leider klappte die Kommunikation via Messenger nicht mehr, sodass wir einfach persönlich vorbei gingen um nach Zimmer Ausschau zu halten. „Totally full“ hiess es. Sie empfahl uns ein anderes Hotel grad um die Ecke, ebenfalls mit Pool. Vor Ort schauten wir uns das Zimmer an, welches absolut in Ordnung war. Deren Pool war wieder mal der altbekannte MCDonalds-Kinderparty-Effekt, welchen wir für die nächsten Tage nicht brauchen würden, weil bereits Babys und Co. ihn beschlagnahmt hatten :-). Aber für 22 USD pro Nacht ein guter Deal! 

Wir checkten ins Hotel ein und gingen sofort Duschen! Ich kenne das Gefühl zwar nicht, wie es ist, wenn man für 3 Tage nicht geduscht hat, aber es fühlte sich so an! Wir waren von Kopf bis Fuss schwarz. 
Danach erkundigten wir diese Stadt zu Fuss und machten uns schlau, welche Tour wir wie erledigen würden. Sicher war, dass wir 3 Nächte hier bleiben würden. Erste Impression von Hue: Etwas dreckig, ungepflegte Randsteine, viel mehr Hektik als in Hoian, extrem heiss/düppig, und in Bars konnte man nach einem Toiletten-Besuch die Hände mit unverdünnter Seife waschen :-). Auf dem Weg zu einem Restaurant kamen auch hier sämtliche Frauen auf dich zu und versuchten, Krimsch-Kramsch an zu preisen, welche wir wie so oft dankend ablehnten. Muss aber sagen, dass ich bis heute noch keine Bettler gesehen habe! Die Leute arbeiten wirklich alle, und wenn sie nur Feuerzeuge auf dem Strassenrand verkaufen. Nach einem leckeren Essen – heute stand Sushi auf dem Programm – gingen wir wieder ins Bett. 

Tag 11 – Hue und Umgebung

Das Meteo kündete an, dass heute noch ein heisser Tag bevorsteht, während am Darauffolgenden etwas Regenschauer vorgesehen wäre. Somit entschieden wir uns, heute ein Motorbike für 6 USD zu mieten und 2 Tempeln besichtigen zu gehen. In Hue City gibt es nicht Vieles zu sehen, ausser die Kaiserstadt Citadel – alles  Andere ist ausserhalb und kaum per Velo erreichbar (ausser man mutet es sich zu, bei 37 Grad mit einem 1-Gänger-Damenvelo trampeln zu wollen). Wir versuchten mittels der uns ausgehändigten Mappe den Tempel „Khai Dinh“ auf zu finden, was ziemlich schwer war, denn sämtlich existierende Strassen waren nicht auf der Mappe ersichtlich. Wieder versuchten wir, Einheimische nach dem Weg zu fragen. Wenn man auf das Bild zeigt, wissen sie, nach was wir fragen. Ihr könnt euch das nicht vorstellen, die führen eine komplette Konversation mit dir! Zum Glück besitzen sie Arme und Hände, welche eigentlich genügen würden, um die Richtung zu entnehmen. Nach gut 30 Minuten Fahrt sind wir beim besagten Tempel angekommen. Man kann hier 2-erlei Tickets kaufen. In einem Ticket sind 2 Tempeln (Khai Dinh und Minh Mang) und der Eintritt in die Kaiserstadt Citadel enthalten – 2 Tage gültig. Beim anderen Ticket ist noch der Tempel Tu Hieu inklusive, aber die Rezeptionistin unseres Hotels meinte, dass man diesen Tempel nicht unbedingt sehen müsse, da er sehr ähnlich aussehe wie Minh Mang. Wir kauften also das erstere Ticket für ca. 22 USD und begaben uns in den Tempel. Kaum 2 Stunden wach haben wir schon die 2. Flasche Wasser ausgetrunken. „Luft raus – Deckel drauf“ kennen sie hier nicht! Jedesmal wenn ich diesem Motto folge, schauen mich alle an, als hätte ich soeben eine Bombe entzündet. Ich habe mir vorgenommen, solche Aktivitäten nicht mehr bei Touristen-Ansammlungen zu wiederholen. Wir besichtigten den Tempel, ursprünglich für einen der herrschenden Könige erbaut. Ein sehr schöner, ruhiger und top gelegener Ort. Auch die Liebe zum Detail konnte man schnell erkennen. Wir lasen uns durch die verschiedenen Schilder, welche auf vietnamesisch und englisch beschildert waren. Ich verstehe immer noch nicht, warum es in vietnamesischen Wörtern so viele „r“ hat, wenn sie diese doch gar nicht aussprechen können!?!
Es wurde immer heisser, sodass wir gegen 11 Uhr weiter zum nächsten Tempel Minh Mang fuhren. Dieser war von mir ausgesehen viel schöner als der vorherige. War nicht an einem Hügel gebaut wie der Vorherige und daher mit Seen und Flüsschen geschmückt, was dem ganzen Areal einen besonderen Glanz verlieh. Gegen Mittag wurde es aber mit der zunehmenden Hitze unaushaltbar, sodass wir uns für Fisch-Fütterung unter dem Schatten eines grossen Baumes ausruhten. Bei dieser Hitze hat man lediglich Durst, der Hunger meldet sich selten tagsüber. Nach gut 2.5 Stunden Besichtigung gingen wir dann Essen. Trotz fehlendem Hunger entschied ich mich dennoch für eine Noodle-Soup. Diese sind leicht, liefern viel Flüssigkeit und spenden dank ihrer Kohlenhydrate etwas Energie. Die heisse Suppe scheint bei 37 Grad Aussentemperatur nicht abkühlen zu wollen, sodass man sich fürs Verzehren Zeit nimmt und der Schweiss nur so runtertröpfelt. 

Suppe


Auf dem Weg in die Stadt gingen wir die „Incense & Hat Villas“ anschauen. Extra dort hin fahren lohnt sich nicht, denn es handelt sich lediglich um ein paar aneinandergereihten Kiosks, welche am Strassenrand farbige Räucherstäbchen kegelförmig ausgestellt haben (lohnt sich für schöne Fotos) – beim Vorbeifahren also kurz halten lohnt sich dennoch. 

Räucherstäbchen


Wir waren gegen 17.00 Uhr wieder in der Stadt. Wir suchten einen Travel-Agent, um den weiteren Verlauf unserer Reise fest zu legen, auf. Wir würden mit dem Bus zum Nationalpark gehen, danach mit einem Night-Bus nach Hanoi fahren und 2 Tage wählen, wo wir an der weltberühmten Halong-Bay mit einem Boot die herausragenden Hügeln bewundern würden. Unser Agent war sehr exakt mit seiner Erklärung, sodass sein leeres A4-Blatt binnen wenigen Minuten wie ein Mindmap aussah. Sogar ein Boot mit 2 Männlein zeichnete er auf – Orlando und ich also. Nach diesen Picasso-ähnlichen Malkünsten war selbst mir alles klar und wir buchten, bis auf die Boots-Tour (da wollten wir was luxuriöseres buchen – so gegen Ende unseres Tripps….) alles bei ihm und gingen danach noch die „Thanh Toan Bridge“ anschauen, welche 12 km östlich von Hue liegt – wir mussten jeden Hotspot, welcher nicht zu Fuss erreichbar ist, mittels unserem Motorbike noch heute erkundigen. Auch diese Sehenswürdigkeit hätten wir ohne Hände und Füsse von netten Vietnamesen (nebst ihren aufwendig artikulierten Wegbeschreibungen) nie gefunden. Die Brücke ist relativ klein, also erwartet bitte keine London-Bridge, aber der Besuch hat sich gelohnt. Es war idyllisch hier, das langsam vor sich hin fliessende Wasser des Flusses, welcher wohl verantwortlich war für all die gedeihenden Reisfelder rund herum und die jungen Pärchen, welche sich auf der Brücke für ein paar Minuten in den Armen hängen konnten, ohne dass die Eltern sie erwischen würden. Apropoz Reisfelder – ich bin mir unterdessen sicher, dass immer wenn wir zwischen den Reisfeldern fuhren, man tatsächlich den Geruch von gekochten Jasminreis wahrnimmt. Ich war nämlich stets irritiert, als ich diesen süsslichen Geruch in der Luft jedesmal roch, wenn wir inmitten der Reisfelder waren, da ich davon ausging, dass man dies nur beim Kochen des Reises riechen könnte. Mehr und mehr aber bemerkte ich, dass ich den Geruch wahrnahm, bevor meine Augen die grüne Weide entdeckten  -somit kann es ja keine Assoziation mehr sein… 
Wir genossen diese fliessende Ruhe mit einem Getränk (ja, sogar hier ist eine Mamma gekommen und hatte eine „grosse“ Auswahl an Getränken, welche wir auf 2 Kinder-Plastik-Stühlen geniessen durften) und begaben uns bei Dämmerung wieder in Richtung City. Sonnenbrille braucht es um diese Zeit keine mehr, aber wir trugen sie dennoch, denn Moskitos bahnten sich ihren Weg, auf der Suche nach blutgefüllten Lebewesen und verirrten sich in unseren Augen. Jedenfalls würde ich am Abend vegetarisch essen, denn Fleisch hätte ich, bis wir zu Hause angekommen sind, genug zwischen meinen Zahnspalten. Nach dem Frisch machen gings wieder in Richtung eines Restaurants. Auf dem Weg dahin fühlte ich mich wie in Aya Napa – hier wimmelt es nur von Bars und Nachtaktivitäten. 

12. Tag – Besuch im Citadel

Gemäss Meteo würde es heute mal einen Regenschauer geben, Grund, warum wir den heutigen Tag zu Fuss antreten würden. Jedenfalls waren keine Anzeichen von Regen ersichtlich, sodass wir wieder unter praller Sonne bei gefühlten 40 Grad Hitze los marschierten. Heutiges Todo: Citadel. Wir entschieden uns, dem Fluss entlang über eine Brücke zu unserem Ziel zu gelangen. Da warteten bereits sämtliche Bootfahrt-Anbieter, welche dich für 4 USD (zusammen) mit ihrem Boot direkt auf die andere Seite des Flusses bringen würden. Natürlich blieben wir hart – schliesslich wollten wir unser Ziel zu Fuss erreichen. Beim 1. Nein, beim 2. Nein, beim 3. Nein… beim 23. Anbieter, also nach knapp 10 Meter, gaben wir auf und willigten ein, uns auf das andere Ufer transferieren zu lassen. „Die letzten beissen die Hunde“ kann man hier also nicht sagen. Kaum auf dem Boot, folgte noch ein lesbisches Pärchen, somit waren wir zu 4. auf dem kleinen Boot, wessen der ganze Stolz des Kapitäns war. Pink-Cruise nannte ich die Fahrt. 
Am anderen Ende angekommen wollten wir uns vor dem Eingang Citadel’s einen Tour-Guide „erwerben“. Wir waren soeben noch vor der Kasse, kam ein Pärchen zu uns und fragte, ob wir uns einen Tour-Guide teilen wöllten, was ich selbstverständlich gleich bejahte, ohne Carl zu konsultieren. Die Kassiererin jedoch meinte „not possible“. Ihre Reaktion machte mich wütend, denn hätten wir uns 2 Meter davor abgesprochen, wären wir als eine 4-er Gruppe wahrgenommen worden und hätten uns 1 Guide genommen. Nur weil sie sich daran störte, dass man sich zu viert nun 1 Guide teilen wollte, konnte ich nicht nachvollziehen und schliesslich liessen wir es sein und erkundeten Citadel selber, was gut machbar ist, denn dank all den Informationen rund herum konnte man sich gut informieren. Ausserdem bemerkte ich immer wieder, wie Tourguides ihre „Schäfflein“ jeweils vor die Plakaten setzten und zum Lesen aufboten. Endlich zogen Wolken auf und ein Wind erfrischte unsere Haut, sodass der Besuch dieses riesigen Areals komfortabler wurde. 
In all den Jahren gab es viele Könige die regierten, einer davon war gar nur 10 Jahre alt, als er an die Macht kam! Im gesamten Areal erkannte man immer wieder in sich geschlossene Bauten, welche jeweils für unterschiedliche Könige erbaut wurden, entweder zu einem runden Geburtstag, oder einfach, um ihrer Macht Ausdruck zu verleihen. Dieses UNESCO-geschützte „Städtchen“ war sehr sehenswürdig, auch wenn viele Gebäude wieder aufgebaut werden mussten, weil sie während des Vietnam-Krieges massiv bombardiert wurden. Da wurde voll ins Herzen Vietnams getroffen. 

Citadel


Nach gut 3 Stunden Walk und einem Tagespensum von 86% gemäss meiner Polar-Uhr gingen wir zu einem naheliegenden Markt, welcher jedoch nicht wirklich sehenswürdig ist. Dafür fanden wir eine Mamma, welche auf der Strasse Nudelsuppe einschenkte und nahmen am Ess-Ritual der darum-sitzenden Vietnamesen teil. Ein schönes Gefühl, zwischen den Vietnamesen zu sitzen und ihnen das Gefühl zu geben, ihre Kultur kennen lernen zu wollen. Alle Passanten lächelten uns herzhaft an, blieben gar stehen, als wären WIR die Touristen-Attraktion. Geschweige wenn man auf deren Sprache „Danke“ (ausgesprochen Com-on) sagt, blicken sie dich herzhaft an. Nach dem leichten aber sehr schmackhaften Essen (hier braucht man übrigens viel Koriander aber auch Schnittlauch in den Suppen) suchten wir ein Taxi auf, weil wir noch eine am Vortag erblickte Shopping-Mall besuchen wollten, denn Orlando brauchte Rasierklingen (zu gut rasiere ich trocken…). Auf dem Weg zur Taxi-Suche rochen wir zum ersten Mal, statt wie so üblich Reis oder Räucherstäbchen, Hundekot! Nach ca. einer Minute wurden wir gar unsicher, ob wir in was getreten wären. Ein paar Meter weiter vorne konnte man dann erkennen, dass wohl ein WC ausgepumpt wurde. Ekelig! Hier sind die Strassen wieder mal thematisch aufgeteilt, denn die Chinesische-Medizin-Shops sowie Zahnärzte reihten sich aneinander. Man konnte von Aussen praktisch in den offenen Mund des Zahnarzt-Patienten einsehen und seine Löcher und Amalgan-Füllungen zählen, derart klein und einsichtlich waren deren Praxen. Mein Vorhaben, eine DH durchzuführen, werde ich vermutlich erst in Hanoi wahrnehmen. 
Im Shopping-Mall angekommen hatten wir noch Ausschau für Parfüm, welche gleich wenn nicht gar teurer sind als in der Schweiz. Wir fragten die nette Dame, ob man an einem Muster riechen konnte. Da holte sie verschiedenste Plastik-Säckchen hervor, suchte der von uns gewählte Parfüm-Name raus und zog uns ein „Schnüffel-Stäbchen“ hervor. Tatsächlich hatten sie diese vorbesprüht – dass natürlich ein Parfüm auf der eigenen Haut sich jeweils anders entfaltet, und dass ein Parfüm nach wochenlangen rumliegen in luftdichten Säckchen wohl nur noch nach Alkohol riecht, war ihr nicht bewusst. 
Auf dem Weg zum Hotel gönnten wir uns eine Massage. Leider wieder eine sehr schlechte! Also Massagen unter 20 USD lohnen sich hier nicht (wir haben je 11 USD bezahlt). Klar kann man bei dem Preis nicht erwarten, dass eine Krankenkassen-Anerkannte Therapeutin mit 250 Stunden Anatomie und 10 Jahren Berufserfahrung Hand auf dich legt. Ich kann mich aber mit dem Gedanken, dass sie stets auf mich sitzen, mich mit Knien und Füssen!!! massieren, einfach nicht anfreunden. Auch als sie den Versuch startete, gegen Schluss eine Kopfmassage zu vollziehen, scheiterte. Sie zog an meinen Ohren, sodass mein Kindheits-Trauma der 1./2. Klasse aufkam, als mich meine Lehrerin (sie hiess Vogel – hatte wohl auch einen) auch immer an den Ohren zog. Wobei, vielleicht wollte sie mir damals ja auch eine Kopfmassage verpassen :-). Normalerweise lasse ich das Massageöl noch ca. 1 Stunde wirken, bevor ich duschen würde, aber dieses Mal scrubbte ich meinen Körper intensiv ab, immer noch das Bild vor Auge, wie sie mich mit ihren Füssen massierte…  Danach packten wir, denn am nächsten Tag soll es weiter gehen nach Phong Nha – Bus-Pick-up um 07.00 Uhr morgens! 

Tag 13 – Venezianische Gondel in vietnamesischer Grotte

Früh auf, durften wir ausserhalb der erlaubten Frühstückszeit dennoch essen. Pünktlich um 07.00 Uhr wurden wir abgeholt und zu einem mittelgrossen Bus geführt – viel Beinfreiheit, jedoch relativ eng. Die Fahrt würde 4 Stunden dauern. Heute regnete es tatsächlich und es war bewölkt – ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr wir uns danach sehnten, endlich ein bisschen Abkühlung zu erfahren. Auf dem Weg zu unserem Ziel hielten wir an einem christlichen Wahlfahrtsort an, welchen man mit Medjugoria, Lourdes oder Fatima vergleichen kann – die Mutter Gottes erschien auch hier. Der Bus-Guide erklärte, dass 60% der Vietnamesen Buddhisten seien, 20% Christen, und die Restlichen dann Atheisten oder Hindus. Komisch, denn als wir in Saigon waren vor 3 Jahren, hiess es noch, dass über die Hälfte der Bevölkerung Atheist seien – deshalb man auch den Konsum von Hundefleisch erklären könne (Buddhisten dürfen nämlich eine Liste von Tieren nicht essen, darunter auch Hunde und Katzen). Auf der Weiterfahrt passierten wir eine Brücke – neben dieser konnte man noch die alte Brücke bestaunen, welche bis zur Mitte rot, danach blau gemalt war. Dies hatte seinen Grund, denn früher war das Land genau bei dieser Fluss-Überquerung gespalten. Rot (also der Süden) war republikanisch, während blau (also der Norden) demokratisch war. Die Strasse ist extrem gerade! Wenn es dich mal links und rechts schüttelt, dann nur, weil unser Driver wieder mal hupend seine Überholmanöver vollbrachte. Die gut 220 km waren nach 4 Stunden tatsächlich Geschichte. Der Ort sieht sehr klein aus und besteht lediglich aus Restaurants und Hotels – an 1 Strasse, mehr nicht. Wir checkten beim Paradise-Hotel ein. Das Zimmer war SEHR einfach und hatte eine Dusche, welche gleich das ganze Bad nässt, aber für umgerechnet 8 USD kann man nichts sagen. 
Am Nachmittag hatten wir vor, ein Cave namens Phong Nha, besichtigen zu gehen, welcher auf der Tour vom nächsten Tag nicht auf dem Programm stehen würde. Fahrt dorthin mit dem Boot kostet 350‘000 Dong – je mehr Leute, desto günstiger kommt sie also zu stehen. Tatsächlich waren wir innert 10 Minuten 8 Personen und fuhren los. Nach gut 20 Minuten kamen wir bei der Grotte an. Zu meinem Erstaunen gingen wir mit dem Boot (ab dem Eingang musste der Motor abgeschaltet werden und die 2 Guides durften nur noch paddeln) in die Grotte rein. Es ging gut 1 km einwärts und wir bewunderten die Schönheit des Innenlebens und die Fahrt fühlte sich etwa so an, als wären wir in einer venezianischen Gondel. Ich kann diese Tour wärmstens empfehlen.

Vietnamesische Grotte

Danach ging es wieder zurück ins Hotel.  Nach dem Duschen dann noch Essen im Bamboo-Cafe – günstig und gut. Im Hotel angekommen, fiel mir auf, dass aus dem Badezimmer Licht schimmerte, obwohl das Licht aus war. Komisch…  Plötzlich ging es aus. Ich ging schauen und entdeckte oben ein Fenster – diese schien eine Verbindung zu sein zum Nachbar-WC! Tatsächlich konnte man den Nachbarn kurz später Pinkeln hören! OMG!

Tag 14 – Beauty-Session im Schlamm

Heute konnten wir ausschlafen, da wir erst um 9.00 Uhr abgeholt würden. Wir duschten, während wir auch gleich das gesamte Bad mit-putzten, während unser Nachbar grad sein morgendlicher „Choder“ ausspuckte, und gingen runter in die Lobby um unser Frühstück ein zu nehmen. Wir entschieden uns wieder für Banana-Pancace. Ich hörte kurz darauf ein Frittier-Geräusch, ähnlich wie wenn jemand Pommes-Frites zubereiten würde, dachte aber kaum, dass es meine Pancakes sein könnten, die schwimmen ja sonst nicht im Fett! Leider voll daneben, sie waren es – die flachgedrückten, fettigen, knusprigen „chips“, anders kann ich denen nicht sagen, lagen trostlos auf dem Teller, daneben noch einen Teller mit geschnittenen Bananen. Dass ich mich mit Bananen zufrieden gab und die Chips vor sich hin vegetieren liess, ist wohl selbstsprechend. Wir gingen dann los auf den Trip. In einem Bus erklärte uns der Guide etwas über die Grotten. Die wurden allesamt vor noch gar nicht so langer Zeit entdeckt und der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Eine davon ist 140 km und die zweitgrösste der Welt – eine Besichtigung, welche 5 Tage dauert, kostet 3‘000 USD und ist bis zum nächsten Sommer ausgebucht! Wir fuhren soeben über einen Fluss, dessen Name „son“ war – kennen wir doch, „wunderschön“. Der Guide meinte, das hiesse „lipstick“. Hmmm, was nun? Erstes Ziel heute: Die 40 km lange ParadiseCave. Dort angekommen, wurden wir mit Elektro-Bussen gefahren und von da an gings noch 500 Meter zu Fuss nach oben. Der Eingang war recht klein, doch kaum in die Grotte eingetreten, öffnete sich eine majestätische Grösse – Höhe bis zu 50 Meter. Die indirekte Beleuchtung liess Auffälliges erleuchten. Zu Fuss konnten wir 1 km tief gehen, wer tiefer hätte gehen wollen, hätte die „Adventure-Tour“ buchen müssen, da wäre es dann aber mit Kopf-Taschenlampe und ohne holzigen Gehwegen weiter in die Tiefe gegangen. Wir bestaunten die Stille und die Gewalt der Natur, im Wissen, dass es Millionen Jahre braucht, bis sich so was bildet. Nach gut 1.5 Stunden Besichtigung gingen wir weiter mit dem Bus in Richtung Dark-Cave. Davor assen wir was. Dann aber mussten wir uns umziehen gehen, denn der Trip geht in Badehosen weiter. Wertsachen konnten wir im Bus zurücklassen. Zuerst ging es von einem Turm aus mit dem Zip-liner über 400 Meter Entfernung los. Zum Glück war es jeweils nicht höher als 13 Meter und grösstenteils übers Wasser, welches aufgrund einer speziellen Bodenbeschaffenheit extrem türkisblau schien. Ich musste mich überwinden, bin aber froh, mich rein gestürzt zu haben. Wir mussten alle Schwimmwesten und Helme tragen. Dann kurz ins Wasser hüpfen und zu den Caves schwimmen, knappe 20 Meter. Schwimmweste ausziehen und Helm-Taschenlampe aktivieren und los gings, barfuss, die Grotte besichtigen. Das war soooo spannend! Teils war es recht eng und für Leute, die unter Klaustrophobie leiden würden, kein Zuckerschlecken. Dann kamen wir an einem Schlammbad an. Da uns der Guide vorher erzählte, dass es hier unter anderem Spinnen und Schlangen hätte, wussten wir alle nicht, was sich im Wasser verbarg. Ziemlich angeekelt liefen wir weiter und es wurde immer tiefer und glitschiger. Irgendwann hatte ich den Mut einfach nicht mehr, meine Füsse auf irgendwelchen schlabrigen Steinen aufzusetzen, sodass ich meine Beine anzog, und Schwupps, lag ich wortwörtlich auf dem Wasser, was mich zu einem Schrei zwang. Ich hatte das Gefühl, jemand im Sumpf hebt mich auf. Verblüfft schauten mich alle anderen an und machten das Selbe. Tatsächlich konnten wir alle Floaten, wie wenn wir im toten Meer wären. Das war soooo ein cooles Gefühl von Schwerelosigkeit, in einer Grotte, welche knapp von unseren Mini-Taschenlampen beleuchtet war, einfach unbeschreiblich. Offenbar muss das braune Schlamm-Wasser dafür verantwortlich sein, dass ein Ertrinken nicht möglich ist. Wir scrubbten noch unseren Körper und die Haut fühlte sich wie neu an – wir sahen alle aus, als hätten wir eine Wochenration Fangopackung erhalten. Danach gings wieder zurück und an einer Stelle durften wir noch, ähnlich wie bei einer Rutschbahn, über den Schlamm rutschen. Wir waren alle wie kleine Kinder. Dann paddelten wir zum Ausgangspunkt zurück und da gab es noch Aktivitäten wie „Wasservelo“ fahren, kleinere Zip-Lines mit welchen du dann  einfach ins Wasser plumpsen konntest, etc. Wie ein grosser Kinderspielplatz also. Zur Auffrischung gab es noch Cola mit Rum!!!  Schon ging es wieder Richtung Hotel, wo wir zwar schon ausgecheckt hatten, jedoch uns eine Dusche gönnen durften. Nach dem Essen warteten wir auf unseren Night-Bus, welcher zwischen 20.30 und 21.30 Uhr kommen sollte. Diese „speziellen“ Busse sind so ausgestattet, dass man praktisch liegen kann – es gibt 3 Reihen und sind wie Kajütten-Betten angeordnet. Schliesslich kam er um 22.15 Uhr. Leider konnte man keine Sitze reservieren und wir hofften einfach, 2 gute Plätze zu ergattern. Leider nein. Wir schliefen total auseinander, Orlando gar neben 2 Frauen. Während ich diese mail schreibe, weil die Müdigkeit mich noch nicht erreicht hat, muss ich schnarchenden Männern zuhören und stinkende Füsse riechen. Was haben wir uns da nur angetan!!! Zum Glück hatte ich Oropax dabei. Mein unter die Nase geriebener Tiger-Balm verhalf mir, immerhin den Käsegeruch zu unterbinden. Ich hatte die Busfahrt ruhiger erwartet, aber es rüttelte ziemlich. Also echt nichts für over 40! Eine sehr kurze Nacht also, da der Bus derart rüttelte und jeweils anhielt, um Passagiere aussteigen zu lassen, sodass man nie wirklich tief schlafen konnte. 
Total übermüdet sind wir an unser Hotel Rising Dragon Hotel Villa angekommen. Unser Zimmer steht noch nicht zur Verfügung – ist ja auch erst 7.00 Uhr morgens. Wir durften uns aber in einem „dirty“ – so nannte es die Rezeptionistin, Zimmer duschen und umziehen und sitzen jetzt in einem Kaffee. Es ist bewölkt und 28 Grad warm. Am Nachmittag soll es wieder aufreissen. Wir werden nun die Altstadt besichtigen gehen und die Ostertage in Hanoi, Hauptstadt Vietnams, verbringen. Am Dienstag geht’s dann los auf unsere luxuriöse Boots-Tour in Halong Bay. Danach werde ich vermutlich noch 1 Abschluss-Mail machen, euch über Hanoi und Halong Bay news mitteilen, denn am Freitag Abend geht’s wieder zurück in die Schweiz. 
Frohe Ostern und bis bald. Pasquale und Orlando. 

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