1 / 4 – Unsere Reise von Zürich nach Hongkong

Liebe(r) Lesende(r)

Danke für dein Interesse an unserer Vietnam-Reise. Du wirst vieles über Kultur, Essen und Ansichten eines naiven Reisenden (also mich) erfahren und vielleicht nicht in die selben Fauxpas zu tappen. Viel Spass! 

Tag 1 – Reise nach Hongkong

Hallo zusammen. Hier wären wir also wieder mit unserem Tagesbuch – nach gut 3.5 Jahren sind wir wieder mal auf Reisen. Wer sich noch erinnern mag, wollten wir bei unserer letzten Reise (Wedding-Trip für 2 Monate) unter anderem Zentral- und Nordvietnam bereisen, hatten uns dann aber aufgrund der schlechten Wetterlage anders entschieden und lediglich Ho Chi Minh City – oder auch als Saigon bekannt, in Vietnam besucht. In dieser Reise wollen wir das Verpasste nun nachholen. Die Reise beginnt in Zürich Richtung Hongkong. Da bleiben wir während 2 Nächten und fliegen weiter nach Da Nang (Zentralvietnam). Der Rückflug wird dann ab Hanoi (Nordvietnam) sein, wieder über Hongkong, aber dann ohne Stop-over. 

Wir sind am Freitag, 31. April 17 mit dem Bus/Zug in Richtung Zürich Flughafen gefahren. Am Check-in wird man immer wieder erinnert, mit welch „billigen“ Flugticket man unterwegs ist, wenn zuerst 1. Class (natürlich hatten die einen eigenen Eingang, damit wir Normalsterbende sie nicht sehen können), dann Business, Economy Marco Polo-Member, Economy plus, und noch ein paar komische Zusätze, bis endlich die Holzklasse Economy Standard aufgerufen wurde. Zum Glück standen bei diesem Aufruf ein paar Leute mehr an der Lane, als nur Orlando und ich. Pünktlich um 13.30 hoben wir ab – unser Cathay-Pacific-Flug würde 10.5 Stunden dauern, schon fast etwas stressig, wenn man all das tolle Filmangebot liest, begleitet von Essen, Zwischenmahlzeiten und Schlaf. Jedenfalls habe ich es geschafft, 2 Filme zu schauen (Bridget Jones‘ Baby und X-Man), zu Essen, und sogar etwas zu schlafen. Schon war 6.30 Uhr und wir landeten in Hongkong – für uns natürlich gefühlt Mitternacht. Gepäck gefasst, entschieden wir uns gegen das Metro und nahmen den Bus, welcher gemäss Lonely Planet viel sehenswürdiger sei. Der Transfer war sehr lohnenswert und für 20 HKDollar (umgerechnet ca. CHF 2.60) kann man nichts sagen. Am Hotel Harbour Grand angelangt (auf der Insel – Nähe Northpoint), konnte ich mein Mund vor Staunen nicht mehr schliessen. Schon nur der Eingang war so gross wie ein halbes Fussballfeld. „Da lassen’s sich die Herren aber gut gehen“ stoss aus meinem Mund. Orlando erwiderte, dass es ein Schnäppchen gewesen sei und wir nur 50% bezahlen.

Eingecheckt, frisch gemacht und raus in die Stadt. Man erkannte rasch, in Asien zu sein, denn jede 5. Person lief mit Mundschutz rum, so als wäre soeben eine Seuche ausgebrochen. Wir lösten gleich ein 72-Stunden Metroticket für 250 HKDollar und begaben uns in das sehenswürdige Quartier Central District. Hier reihen sich ein Shop nach dem anderen – Gucci, Prada, MiuMiu, Armani und co. machen sich die Wette, wer den grösseren Store besitzt. Shopping-Malls bis wohin das Auge reicht.
Aber auch Grünflächen wie der Hongkong-Park schmücken die Stadt, welche viel Schatten aufgrund der grossen Häuser wirft. Man findet also Vieles hier in Hongkong, ausser Ruhe. Die Stadt ist schon sehr hektisch und bei all‘ dieser Menschenmenge konnte man das zum Glück abgeschaffene 1-Kind/Familie-Gesetz verstehen. Von Oben betrachtet ähnelten wir alle wohl tausenden von Ameisen, welche sich ihre Strassen bahnten. Stressig wurde es stets an Ampeln, welche für Fussgänger selten die Farbe grün wählen, und wenn, dann bitte schnell über die Strasse, denn Rot wartet schon wieder. Diese Strassen-Überquer-Hektik wird von ebenfalls hektischen Pieps-Tönen unterstützt, was das Ganze nicht grad einfacher gestaltet. Gestresste, kleine Asiaten kommen dir entgegen, 20 cm vor dir wissen sie dann nicht, ob rechts oder links an dir vorbei, sodass dieser Entscheidungs-Prozess oft mit Hin-und-Her-Armbewegungen signalisiert werden. Am schlimmsten ist es dann, wenn sie mit ihren schwarzen Schirmen auf dich zugesteuert kommen, welche so schön auf Augenhöhe an dir vorbeihuschen. Geschweige von den Handy-Gaffern – dass die es bis ans andere Ende der Strasse schaffen, verstehe ich heute noch nicht. 

Wir gingen dann mal in ein Shopping-Mall – da kann man sich verlaufen. Der Apple-Store nimmt schon alleine 3 Stöcke für sich in Anspruch! Ein echtes Shopping-Paradies, welches ich leider nicht nutzen konnte, im Wissen, dass meine Reise erst grad beginnt und wir alles mit uns tragen müssten. Auch mein Backpack-Rucksack gibt nicht mehr viel Platz her. Muss aber sagen, dass die Preise hier enorm hoch sind und man diese Produkte locker in der Schweiz erwerben könnte. Langsam kam Hunger auf, welchen ich mit einem klassischen Fried-Rice stillte. Echt lecker! Dann gings weiter und schliesslich landeten wir in den Lalique-Laden – herrliche Düfte und Kristall-Skulpturen. Da kamen wir mit der Verkäuferin Noy (vermutlich heisst hier jede 2. so) in Kontakt und sie erzählte uns etwas über Hongkong, was wir unbedingt sehen und essen sollten. Beim Essen erwähnte sie noch so was wie „Hühner-Krallen“. Spätestens hier wusste ich, dass ich meine Maden-Mutprobe von Thailand vor ein paar Jahren nicht toppen möchte!  Den Rest des Tages verbrachten wir mit viel Laufen, denn eigentlich hätte ich in einen komaähnlichen Schlafen gehen wollen, aber wir mussten durchbeissen, bis am Abend! Selbst ein kurzes Sitzen in einer Kirche brachte mich in Trance und ich träumte mit offenen Augen. Mein Kaffee-Konsum für diesen Tag war verdreifacht – ich merkte aber nichts davon. Schliesslich gingen wir am Abend uns nochmals ins Hotel frisch machen und bestaunten die Zimmer-Aussicht aus dem 28. Stockwerk. Um die Auffrischung zu unterstützen, wollten wir einen Schwumm im angeblich geheizten Pool vornehmen. Die Aussentemperatur betrug ca. 23 Grad, also angenehm warm. Das Wasser aber gefühlt 10 Grad!!! Kaum bis zu den Knien im Wasser bemerkte ich grinsende Asiaten die wohl bereits Wetten abschlossen, ob ich meinen Tauchgang wohl durchziehen würde. Mein Stolz siegte und alle verloren, als ich mit einem Delphin-Hüpf elegant ins Wasser „köpfelte“, während ich, um den Kälteschock aus meinem Körper entweichen zu lassen, einen Walgesang unter Wasser durchtönen liess. Mit weit offenen Augen gingen wir ein Apero auf unserem Rooftop-Restaurant auf dem 40. Stockwerk geniessen und staunten über den 360-Grad-View! Einfach atemberaubend. Danach gings an ein ebenfalls hoch gelegenes Restaurant Namens TOTT’S. Hammer View, gutes Essen, aber Preisleistung war schon nicht so ganz stimmig. Nach einer Flasche Wein und gefühlte 27 Tage ohne Schlaf könnt ihr euch vorstellen, wie ich beim Aufs-Bett-Fallen nicht mehr meinen Aufprall auf die Matratze wahrnahm. 

Tag 2 – Das Chicken-Irgendwas

Plan war, gleich am Morgen früh, so früh wie’s nur geht, also schlussendlich dann eben doch 10.00 Uhr, auf den Peak zu gehen. Ist eines der Höchstgelegensten Orte Hongkongs. Auf den Weg dorthin fiel uns auf, dass es extrem viele Frauen auf der Strasse hatte. Demonstration für Frauenrechte? Treffen des Lesbenclubs Hongkong? Oder einfach Ausverkauf von Gucci? Später fragten wir einen Taxifahrer nach dem Grund dieser Massen und er erklärte uns, dass es Sonntag sei und viele philippinische Frauen, die frei hätten (viele arbeiten hier Sonntags), sich treffen würden. Also kein spezieller Anlass. 

Natürlich ging unsere Rechnung nicht auf, dass wir wohl die ersten bei der Peak-Bahn sein würden und die Lust wäre uns beinahe vergangen, als wir entdeckten, dass die Wartezeit über 2 Stunden sei. Zum Glück fragten wir einen Taxifahrer, uns da hoch zu bringen. Für 52 HKDollar ein guter Preis! Oben angekommen waren wir sehr erstaunt – selbst da oben gibt es ein Shopping-Mall! 2 sogar!!! Und ich dachte, dass man hier oben etwas mehr Ruhe gehabt hätte. Die Aussicht aber war atemberaubend und ist ein absolutes MUST!

Ziemlich hungrig, da immer noch leere Bäuche, entschieden wir uns für ein chinesisches Restaurant. Diese boten authentisches Essen – das gefällt Pasquale natürlich sehr! Wir trafen eine Auswahl an Dim Sum. Endlich angekommen stürzte ich mich gleich auf das Chicken-Irgendwas, welche Filet-ähnlich in einer braunen Sosse präsentiert wurde. Elegant mit meinen Stäbchen nahm ich das eine Filet, begab es sanft in meinem Munde und begann zu Kauen. Irgendetwas konnte nicht stimmen, denn es fühlte sich an, als würden Gelenke zermahlt werden. Oder war es soeben ein Knochen? Plötzlich ein Lalique-Noy-Backflash!!! Igit, ich war soeben dran, einen Hühner-Fuss zu essen! Erste Information meines in dem Moment auf Hochtouren geratenes Hirn war „Ausspucken, so schnell wie’s geht“. Mein weisses Engelchen auf meiner linken Schulter aber sprach mir ins Gewissen „schau zu, dass du dich beherrscht – du bist umringt von Chinesen. Welche Schande, wenn du deren Essen einfach ausspuckst“. Warum gibt es nur diese weissen, linkssitzenden Engelchen mit baumelnden Beinchen… Also gewann Plan B „schluck es so schnell wie möglich runter – um das Zersetzen kümmert sich dein Magen“. Ich horchte dem Befehl, während Orlando mich fragend anschaute und sofort verstand, dass etwas am Essen nicht ganz europäisch sein könnte.
Ich habe angeblich seinen Tag gerettet indem er es nicht probierte, während ich den ganzen Nachmittag das Gefühl hatte, diese Kralle liege unverdaut in meinem Magen – für die nächsten 40 Jahre! Kein Magensaft würde sich um diesen kümmern.

Nach diesem Horror-Essen gings dann auf einen Spaziergang. Danach gingen wir mit dem Bus wieder runter und begaben uns ans Festland, um eine andere Seite Hongkongs zu entdecken (in Olten würde man von „rechter Aarenhälfte“ sprechen). Diese Seite kam mir viel „urchiger“ vor. Da zeigte sich China von einer anderen Seite. In diesem Quartier konnte man Abends den Nachtmarkt bewundern, was wir auch taten. Wenn nur nicht all die Leute wären, denn an Platz mangelte es offensichtlich. 
Auch hatte es ein grosses Angebot an Massagen, was es auf der Insel weniger hatte. Eine Frau bat uns in ihr Studio rein, aber ihr Minirock verriet Happy-End-Absichten, womit wir gerne ablehnten. Sorry babe – falsche Baustelle ;-).
Am Abend sahen wir die Lichtershow aus einem Boot an. Die Lichter waren mit der Musik abgestimmt und es war imposant zu sehen, wie Licht und Musik übereinstimmte und sämtliche Fassaden der Hochhäuser zu tanzen schienen. Danach entschieden wir uns, im selben Quartier wie tagsüber essen zu gehen und landeten in ein einfaches Restaurant wo’s Noodle-Soup gab. Sehr gut, obwohl ich immer noch das Bedürfnis hatte, eine Flasche Grappa trinken zu wollen, um mein Mittagessen zu desinfizieren. Danach gings wieder ab ins Bett. 

Tag 3 – Weiterreise nach Da Nang

Heute hätten wir nicht viel Zeit gehabt, da wir bereits auschecken und spätestens um 15.00 zum Flughafen gehen mussten. Somit nahmen wir ein gesundes Frühstück beim McCafé und gingen noch das Quartier SOHO besichtigen. Wir waren an einer Strasse, wo’s nur Shops hatte, welche chinesische Medizin verkauften. An einer anderen Strasse hatte es einen Antiquitäten-Laden nach dem Anderen. Wunderschöne Möbelstücke und Vasen.

Ich konnte aber meinen Augen nicht trauen: Eine Vase, ca. ein halber Meter gross, Antik und wunderschön bemalt, knapp 28‘000 SCHWEIZER FRANKEN! So schön dies alles war – mein Budget wars nicht. Was mir übrigens hier in Hong Kong auch oft aufgefallen ist sind die vielen Public-Toilets. Und ob man es glaubt oder nicht, sie sind recht sauber und riechen sogar sehr angenehm! Für Klein absolut top, aber für Gross gibt es in diesen Toiletten halt nur die klassischen Plumps-Klos, bei welchen ich immer noch nicht wüsste, wie man diese „bedient“, ohne dass alles in die Hosen fällt! 
Nach einem leichten Essen mussten wir wieder zurück ins Hotel unser Gepäck abholen. Dieses Mal gingen wir mit der Metro zum  Flughafen und checkten ein. Die 3 Tage Hongkong waren sehr schön und aber auch relativ teuer. Ein Stop-Over lohnt sich, aber evtl. besser bei der Rückkehr, so kann man mehr shoppen.  Nach 1.5 Stunden Flug und -1 Stunde Zeitverschiebung (somit zur Schweiz nur noch 5 Stunden voraus) kamen wir in Da Nang an. Chao Vietnam (heisst hallo auf Vietnamesisch und man spricht es wie das italienische Ciao aus). Das Klima ist viel anders hier, denn Nachts ist es hier immer noch 24 Grad. Nach dem Hotelzimmer-Bezug gingen wir natürlich halb verhungert essen. Hier bemerkt man bereits den massiven Preisabfall, denn zu Zweit haben wir CHF 16 bezahlt und hatten 3 Bier und 4 Portionen Essen. Im Verhältnis – in Hongkong war das günstigste Essen bereits CHF 45. 
Morgen werden wir nun planen, wie wir Nordwärts gehen werden. Wir freuen uns auf Vietnam und ihr Essen und sind gespannt, was der Norden so alles zu bieten hat. Wenn eure Spannung gleich ist wie unsere, dann freue ich mich, wenn ihr wieder von uns liest. Bis dann. Pasquale und Orlando. 

 

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